Gestern wurde meine kleine alte Jack Russell Terrier Dame, Jackie, 15 Jahre alt. Von allen meinen Hunden ist sie bisher die zweitälteste. Der älteste Hund war Karo, der 18 Jahre alt wurde. Jackie holte ich im Dezember 1998 von ihrem Züchter ab. Ich hatte irgendwie immer Jack-Russell Terrier im Kopf, warum weiß ich nicht einmal. Die Vorstellung von der Rasse war recht schwammig. Nicht lange bevor ich Jackie holte, war Trixie, ein Terriermischling im Alter von 13 Jahren gestorben. Ich hatte sie am 3. Dezember einschläfern lassen müssen, nachdem sie aufgrund einer Herzklappenschwäche zu ersticken drohte. Danach schaute ich mich um nach einem Jack Russell Terrier (JRT), die Rasse wie gesagt eine fixe Idee in meinem Kopf. In unserem Anzeigenblatt inserierte jemand JRT Welpen. Ich rief an und fuhr dann mit meinem besten Freund in seinem Auto die knapp 30 km hin zum Züchter.

Portrait von Dezember 2012
Im Garten waren zwei Zwinger. Dort wohnten die Jack Russell Terrier. So sah ich Mutter und Vater und beide machten einen guten Eindruck. Der Mann betrieb die Zucht als Hobby und entsprechend hatten die Hunde keine Papiere. Das war mir aber auch egal. Wir gingen zu den Welpen. Drei Rüden und eine Hündin hatte er noch. Vom Aussehen her waren sie gut zu unterscheiden. Die Rüden hatten etwas kräftigere leicht kantige Köpfe und die Hündin eher zierliche runde Züge.
Für mich kam nur eine Hündin in Frage, da ich mit Karo, dem Rauhaardackel, einen Rüden zu Hause hatte und mit der Kombination männlich-weiblich bis dahin immer gute Erfahrungen gemacht hatte. Ich bezahlte und nahm die kleine Dame in Empfang. Mein Freund fuhr und ich hielt Jackie im Arm. Unterwegs musste sie sich einmal übergeben vor Aufregung. Zum Glück waren die Sitze mit Leder bezogen.

Jackie auf eine Schären Insel in Finnland
Jackie war von Anfang an ein besonderer Hund. Jeden Morgen beim Spazierengehen mit Karo war sie dabei, von Anfang an. Ich trug sie wie ein Känguru Baby in der Jacke vor meinem Bauch. Sie schlief die ganze Zeit über. Wachte sie mal auf, durfte sie raus und konnte ihr Geschäft machen.

Hier ist Jackie noch recht jung; Bild von ca. 1999/2000
So wurde sie dann langsam größer. Sie fror immer sehr leicht, denn sie hatte nur eine sehr dünne Unterwolle. Das ist dann leider so geblieben und auch heute friert sie leicht und im Winter ziehe ich ihr dann etwas über. Sie mag es zwar nicht immer, fühlt sich mit aber deutlich wohler.
Von Anfang an liebte es Jackie, mit anderen Hunden zu spielen. Ihr bester Freund wurde Balu, eine kleiner Schäferhund Mischlng, fast gleichen Alters. Das ging ein paar Jahre gut. Dann muss etwas passiert sein, was weiß ich nicht, und danach wollte sie mit anderen Hunden nichts mehr zu tun haben. Ich kann nur vermuten, es war ein Zwischenfall bei einem Spaziergang mit meinen Eltern. Die jedoch wiesen so etwas stets von sich. Für mich war das sehr schade. Zwar mochte sie ihren Freund Balu noch immer, doch mit Spielen war es nichts mehr. Andere Hunde wurden verbellt. Oft geschah es, dass sie beim Anblick anderer Hunde stehen blieb und versuchte, mich zu bewegen, einen anderen Weg zu wählen. Ich habe es leider nicht verstanden, ihr aus diesem Dilemma herauszuhelfen. Das lag aber auch an meinem fehlenden Wissen.

Jackie in ihrem Korb im März 2001
Jackie hat viel erlebt. Zweimal war sie mit mir in Finnland und auch sonst haben wir zusammen viel gesehen und erlebt. Sie war immer an meiner Seite, Teil meiner selbst.
Das änderte sich irgendwann aber auch. Den Schreibtischstuhl auf dem sie immer hinter mir saß, tauschte ich aus und es war kein Platz mehr für sie. Außerdem hatte ich oft Rückenschmerzen bekommen, wenn ich sie irgendwie auf dem Schoß hielt, während ich am Schreibtisch arbeitete. Meine Mutter war längere Zeit krank und verbrachte viel Zeit im Bett und nahm auch dort ihre Mahlzeiten zu sich. Jackie saß immer bei ihr. Es fiel immer mal was ab. Von da an liebte sie es, bei meiner Mutter im Bett zu liegen und tat dieses auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit.
Als Karo dann viele Jahre später tot war und Yoschi aus dem Tierheim zu uns kam, wechselte Jackie komplett zu meiner Mutter über und kündigte mir die Gefolgschaft. Dafür kam dann allerdings Yoschi, den ich eigentlich für meine Mutter geholt hatte, zu mir. Sie mag mich noch immer, orientiert sich seither jedoch vor allem an meiner Mutter. Etwas traurig war ich damals schon, doch es war nicht meine Entscheidung.
Jackie ist dem Tod mehrfach von der Schippe gesprungen. Es begann damit, dass sie mehrfach Parvovirose hatte. Der Tierarzt erklärte es damit, dass irgendwo in der näheren Umgebung ein Tier (Hund, Katze, Marder, …) Kot absetze, über den sie so viele Erreger aufnehme, dass diese die Anzahl der durch die Impfung gebildeten Antikörper übersteige, wodurch die Symptome sichtbar würden. Viele Jahre später erkrankte sie an der Bauchspeicheldrüse, eine Entzündung. Wird diese nicht rechtzeitig erkannt, führt sie innerhalb 24 Stunden zum Tod. Jackie hatte Glück, denn mein Tierarzt erkannte schnell genug, was anlag und überwies sie in die Tierklinik nach Nieder-Dielfen. Dort konnte man sie retten. Es war von da ab eine magere, Bauchspeicheldrüsen-freundliche Kost angesagt. Schon vorher waren bei der kleinen JRT Dame drei Allergien festgestellt worden, von denen zwei ihre Ernährung einschränkten (Allergie gegen Geflügel und Futtermittelmilben). Die dritte, die Allergie gegen Hausstaubmilben, führte dazu, dass man ihre Bettstatt häufiger reinigen muss.
Das letzte Mal als Jackie dem Tod von der Schippe sprang, war als sie eine Nierenentzündung hatte. Immer wenn es ihr wirklich schlecht geht, kommt sie zu mir und will auch bei mir schlafen. So war es auch in jener Situation. Nachts entwickelte sie Fieber, musste sich übergeben und es ging ihr wirklich dreckig. Es war Wochenende und ich ging mit ihr zum Notdienst. Die Tierärztin konnte die Ursache nicht ermitteln und riet, in die Tierklinik zu fahren. Selbst musste ich auf eine Fortbildung und meine Eltern fuhren mit ihr dort hin. Jackie musste über Nacht in der Klinik bleiben. Man konnte sie stabilisieren, doch empfahl meinen Eltern, als Jackie sie am nächsten Tag abholten, sie sofort einschläfern zu lassen. Diagnose – totales Nierenversagen. Meine Mutter meinte, sie könne das nicht entscheiden, denn es sei nicht ihr Hund. Also nahmen sie Jackie so mit, wie sie war. Als ich dann am Nachmittag mit ihr zu meinem Tierarzt fuhr, ging es Jackie dank der Medikamente eigentlich recht gut. Ich fuhr zum Tierarzt in der Annahme, dass dieser sie nun einschläfern würde. Mir war schwer ums Herz aber ich hielt die Tränen zurück, denn meine Jackie saß hinter mir. Sie hat es aber sicher doch gespürt. Mit dem Tierarzt überlegte ich hin und her. Natürlich wollte ich Jackie unnötige Qualen ersparen und ein Tod durch Nierenversagen ist höllisch qualvoll, da der Körper nach und nach vergiftet wird. Stünde ihr dieses bevor, würde ich mir riesige Vorwürfe machen, dachte ich. Noch könnte ich es ihr ersparen. Auf der anderen Seite sah sie doch so gut aus. Sie verlor etwas Urin auf dem Boden und der Tierarzt legte einen Teststreifen hinein. Er betrachtete das Ergebnis, es wies auf etwas Blut im Urin hin, und meinte, es könne auch bloß eine akute Entzündung der Niere sein, kein totales Nierenversagen, wie die Klinik diagnostiziert hatte. Also einigten wir uns darauf, es doch noch mal zu versuchen. Mein Tierarzt gab mir Medikamente mit, verabreichte noch einige Spritzen und Jackie gesundete wieder und lebt heute, knapp drei Jahre später, noch immer.
Nach der Bauchspeicheldrüsenentzündung war sie viele Jahre sehr mager. Heute sieht sie wieder aus wie immer. Sie sieht durch grauen Star nur noch schlecht, hört wenig und ihr Leben dreht sich vor allem um zwei Dinge, Fressen und Schlafen. Sie beißt oft nach den anderen Hunden, wenn sie im Glauben ist, sie könnten ihr Futter streitig machen, auch wenn nirgendwo Futter in Sicht ist. Aber sie ist glücklich. Ein Spaziergang am Tag reicht ihr meist. Morgens bleibt sie schon mal gerne länger liegen und um sieben Uhr abends will sie ins Bett mit meiner Mutter. Dort liegt sie dann am Fußende und schläft.
Ich bin froh, dass meine kleine alte Jackie es immer wieder geschafft hat und auch heute noch bei uns ist. Nun hoffe ich nur, dass sie noch so lange durchhält bis ich wieder gesund bin, so dass ich sie auf ihrem letzten Weg begleiten kann. Sie baut zunehmend ab, schläft schon mal im Sitzen ein. Trotzdem ist sie noch recht stark, läuft gut, frisst mit Appetit und ist auch sonst ein zäher Brocken, ein Terrier eben. Und so hoffe ich, dass sie sich erst dann auf ihren letzten Weg begeben wird, wenn ich wieder zu Hause bin und sie dabei begleiten kann. Bisher habe ich bis auf einen alle meine Hunde begleitet (leider mussten alle irgendwann eingeschläfert werden, doch das war auch gut so, da ich dann sehen konnte, dass sie einen guten Tod hatten).
15 Jahre, das ist eine lange Zeit, eine Zeit, die auch prägt, wenn man so lange mit einem Hunde zusammen ist. Zum Glück kann ich sie momentan fast täglich sehen über die Webcam, die ich zu Hause installiert habe. Vielleicht ist es ihr gegönnt und sie kann noch ein ganzes weiteres Jahr erleben. Auch wenn es nicht immer einfach ist mit ihr in ihrem Alter und mit ihren Einschränkungen, so wünsche ich ihr noch ein langes Leben.