Little Amiga ist wahrlich kein einfacher Hund. Sie ist schlau, permanent extrem verfressen und meint, sie könnte tun, was sie wollte. Seit ich sie habe, arbeite ich mit dem Problem, dass sie Essen stiehlt. Zunächst gelang es er ihr nur, Essen vom Tisch zu stibitzen, wenn ein Stuhl weit genug vom Tisch stand und sie so auf den Tisch gelangen konnte. Außerdem sprang sie an den Küchenschränken und nahm sich, woran sie so gelangen konnte, was an der Kante stand also.
Ich trainierte mit ihr. Stellte mein Essen auf den Fußboden und erklärte es für sie zum Tabu. Solange ich dabei war, klappte das wunderbar. Sie verstand schnell, was ich von ihr wollte. Vom Boden nahm sie in meiner Gegenwart nichts. Zusätzlich besorgte ich ein Halsband mit Vibration. Um es richtig einzusetzen, gewöhnte ich sie zunächst daran. Sie trug es von früh bis spät. Vibrieren ließ ich es nur, wenn ich sie dabei ertappte, wie sie gerade ansetzte, auf den Tisch zu klettern oder an den Küchenschrank zu springen. Das wirkte. Außerdem erklärte ich den Teil des Küchenschranks, auf welchem ich das Hundefutter zubereite, zum Tabu. Sie hielt den Abstand und versuchte nicht weiter, sich schon vorweg selbst zu bedienen.
Eine Weile ging alles gut. Dann begann sie langsam wieder in alte Gewohnheiten zurückzufallen. Schlimm wurde es als sie entdeckte, auch im Sprung auf den Tisch zu gelangen, also ohne Hilfe eines Stuhles. Und etwas später gelang es ihr tatsächlich, auch auf den Küchenschrank auf die Arbeitsplatte zu gelangen. Mit Sprung und etwas Klettern kommt sie nun mühelos hinauf und nimmt es für selbstverständlich, dieses auch zu tun, wenn es ihr beliebt – außer ich bin im Raum.
Nachdem sie mehrfach erfolgreich geräubert hatte, Kuchen, kalte Pommes, belegte Brote, Salat, Brot, Hundefutterreste und anderes blieb nur noch eines, alles Essbare auf die Anrichte zu stellen und nichts mehr auf dem Tisch zu lassen oder dem Küchenschrank und die Küchentür zu schließen, wenn niemand im Raum ist. Leider funktionierte das aber auch nicht zuverlässig, da immer jemand vergaß, entweder alles wegzustellen oder die Tür zu schließen. Es war eine Behelfslösung, die aber nicht von Dauer sein konnte.
Donnerstag war dann der Tag, an dem ich den Kaffee mit ihr endlich auf hatte. Nach dem Mittagessen hatte ich noch einen Rest vom Hundefutter über, von welchem die Hunde Mittags eine kleine Portion bekommen hatten. Ich bat meinen Vater die Küchentür zu schließen, wenn er die Küche verließ. Ich war in meiner Wohnung und wunderte mich nach einiger Zeit, dass Little Amiga nicht zu sehen war. Von unten hörte ich das Klappern eines Löffels. Ah, dachte ich, Vater macht sich wohl einen Kaffee. Dann hörte ich den Löffel auf den Boden fallen. Little Amiga!!! Ich eilte runter und da stand sie und leckte sich die Lefzen, schaute etwas nach unten und wusste ziemlich sicher, dass der leere Kunststoffnapf auf dem Boden und der Löffel daneben nicht in Ordnung waren. Ich versetzte ihr einen kleinen Stüber. Mehr konnte ich nicht tun. Sie verschwand nach oben. Mein Vater hatte leider wieder mal die Küchentüre vergessen und Little Amiga entgeht nichts. Sie nutzt jede auch noch so kleine Chance gnadenlos aus.

Später kam ich dann vom Spaziergang am Nachmittag zurück. Zuvor hatte ich die Hunde gefüttert. Satt waren sie also. Meine Mutter kam in den Garten, um nach den Hunden zu schauen. Little Amiga verschwand im Haus. Keiner bemerkte es. Als meine Mutter wieder in die Küche kam, hatte sie bereits zugeschlagen, war auf den Küchenschrank gesprungen und von dort auf die Esstheke geklettert, wo ein frisch gebackener Gugelhupf stand. Dort hatte sie dann schnell gefressen, was sie konnte. Als ich, alarmiert durch meine Mutter hinzu kam, stand Little Amiga auf dem Boden und schaute mich an. Ich war geladen und machte einen Schritt auf sie zu. Sie verschwand unter dem Esszimmertisch. Ich hätte sie … können. Aber es bringt ja nichts. So stellte ich stattdessen den Kuchen auf den Boden und erklärte ihn zum Tabu. Little Amiga machte gar nicht erst den Versuch, daran zu kommen. So schlau ist sie.

Ich überlegte eine Weile, was zu tun sei, denn so kann es nicht weiter gehen. Schon zwei Tage zuvor hatte ich die Idee gehabt, die gesamte Küche samt Esszimmer für sie zur Tabuzone zu erklären. Und genau das mache ich jetzt. Meine Eltern müssen mich dabei natürlich unterstützen. Anders hat es keinen Sinn. Sie sollen auch nicht reden oder sonst, sondern sie einfach nur hinaus drängen durch ihre Präsenz. Die Schwelle der Küchentür ist die Grenze. Hinein darf sie nicht, auch nicht, um zu fressen. Sie bekommt ihr Futter ab sofort in der Diele. Jetzt will ich doch mal sehen, ob man das Problem nicht so in den Griff bekommt. Sie kann sich in Küche und Esszimmer nicht an die Regeln halten, also wird sie verbannt von dort. Punkt. Ist niemand in den Räumen, muss die Tür geschlossen werden, denn sonst wird sie trotzdem hineingehen, vermute ich.
Über Erfolg oder Misserfolg werde ich selbstverständlich hier berichten.